Das Herz im Qi Gong - ein vergessenes Juwel


Warum wir das Herz im Qi Gong und im Tai Chi stärker beachten sollten

Yin und Yang im Herzen - wichtig für Qi Gong und Tai Chi 

In diesem Artikel präsentiere ich einige Gedanken, die weit über die "orthodoxe" Lehrmeinung hinausgehen. Inhalt sind neuere Erkenntnisse aus der Wissenschaft und meine persönlichen Erfahrungen mit dem Herzzentrum.

In den chinesischen Künsten Taijiquan und Qi Gong gibt es insgesamt 3 Dantian. Das Untere Dantian, das „Xia Dantian“, gilt dabei im Allgemeinen als das wichtigste Energiezentrum des Menschen. Das mag seine historischen Wurzeln unter anderem auch darin haben, dass Taijiquan eine Kampfkunst ist. Ein stabiler Stand und eine gute Erdung sind im Kampf natürlich von besonderer Bedeutung. Die beiden anderen Dantians werden oft vergessen.
In meiner persönlichen Übepraxis, vor allem im Stillen Qi Gong, steht das Mittlere Dantian (Zhong Dantian) viel stärker im Fokus. Das Mittlere Dantian ist ein Energiezentrum, das im Inneren des Brustkorbes liegt, ungefähr da, wo das anatomische Herz ist. Als Akupunkturpunkt, der den stärksten Bezug zu diesem Mittleren Dantian hat, gilt der Ren Mai 17. Er liegt auf dem Brustbein, ungefähr auf Höhe der Mamillarlinie beim Mann.
Das Wort „Herzzentrum“ ist für mich ein anderer Begriff für das Mittlere Dantian.

Warum ist das Herzzentrum so wichtig?

Es gibt eine Reihe von guten Gründen, das Herz als Energiezentrum mehr zu beachten.
Zum einen hat das Herz in vielen religiösen und spirituellen Kulturen einen besonderen Platz, zum anderen hat die moderne Forschung Interessantes über das Herz herausgefunden.
Zuerst möchte ich aber noch ein paar Worte darüber verlieren, wie sich ein geöffnetes Herzzentrum anfühlt.
Zunächst einmal wird es um den Herzraum herum angenehm warm.
Nach einiger Zeit des Übens stellt sich ein ruhiges, friedvolles Glücksgefühl ein. Dieses Gefühl ist eher ein wenig freudvoller als der ruhige Frieden, der sich durch das Untere Dantian  einstellt. Die Öffnung des Herzraumes kann sogar bis zu einer freudvollen Ekstase führen, bei der man die ganze Welt umarmen möchte. Solche ekstatischen Zustände sind aber nicht das Ziel dieses Weges, sie sind eher hinderlich. Im Idealzustand sucht der Mensch nicht nach Extremen, er sucht nicht den Kick, sondern er möchte in einer ruhigen Glückseligkeit eintauchen, aus der heraus er die Herausforderungen des Lebens besser entgegentreten kann.

Die gegenstandslose Liebe

Mit dem Herzzentrum ist auch die Liebe assoziiert. Die Liebe existiert als Energieform in mehreren Oktaven. Die höchste davon ist die bedingungslose und auch gegenstandlose Liebe, die auch Agape oder göttliche Liebe genannt wird. Diese Energiequalität hat nichts mit Gefühlsduselei oder weinerlicher Nachgiebigkeit zu tun. Bei einem Konfliktfall zum Beispiel können wir auf der inneren Ebene durchaus für unseren Gegner Gefühle der Liebe, des Verstehens und Verzeihens empfinden, aber wir können trotzdem auf der äußeren Ebene des Handelns mit Nachdruck alles Notwendige tun, um uns zu behaupten. Dazu zählen juristische Schritte, effektive Selbstverteidigung oder jemanden in seine Schranken verweisen. 
Ein liebendes und mitfühlendes Herz bedeutet also nicht, dass man mit sich Schlitten fahren lässt. Es beinhaltet viel mehr eine Behauptung der eigenen Position, vor allem wenn das Herz über das Untere Dantian gut geerdet ist.
Die Manifestation der Liebe, die hier gemeint ist, ist in ihrer vollendeten Form frei von Bedingungen und frei von Objekten. Die Manifestationen beginnen mit der einfachsten Stufe, auf der wir beispielsweise einen anderen Menschen lieben, weil er oder sie so nett ist. Auf einer höheren Stufe lieben wir diesen Menschen einfach nur so, weil er oder sie ist. Die Bedingung „nett sein“ ist verschwunden.
Auf einer noch höheren Stufe verschwindet auch dieser andere Mensch und das Gefühl einer klaren und reinen Liebe entsteht, ohne dass dafür ein Gegenüber gebraucht wird. Das ist die höchste Manifestation der göttlichen Energie Liebe, die in diesem Stadium der Menschheitsentwicklung dem Menschen zugänglich ist.
Über die höchste Form der Liebe schreibt die Bloggerin Susanne Wulff: 
Im Herzen lebt die bedingungsloses Liebe, die Liebe, die mich selbst erhöht und den anderen in seinem Sein bedingungslos annimmt und liebt - um seiner selbst willen, fern ab von Erwartungen.
Einen anderen bedingungslos lieben setzt immer voraus, dass ich mich selbst bedingungslos liebe und annehme, gerade und trotz meiner Erfahrungen in meinem Leben.
Wer bedingungslos liebt ist einverstanden mit dem was ist, denn er hat Frieden in seinem Herzen, in sich selbst gefunden.
(www.licht-und-visionen.blogspot.com)
Das Mittlere Dantian bietet auch eher die Möglichkeit, negative Energien, also trübes Qi, zu transformieren und zu reinigen. Das Untere Dantian hat seine Stärken eher in der Erdung und im Ablassen von trüben Qi. Beide Schwerpunkte ergänzen sich und es wäre schade, in seiner Praxis nur eines davon umzusetzen.

Das Herz im Daoismus

Das Herz ist das Organ, das auf unser seelisches Befinden sehr direkt und deutlich reagiert. Bei seelischen Belastungen schlägt es schneller und manchmal auch unregelmäßig.
Die Atmung reagiert auf unsere seelische Befindlichkeit auch sehr direkt. Im Gegensatz zum Herz können wir die Atmung allerdings bewusst beeinflussen. Das Herz bildet also unverfälscht unseren Gemütszustand ab.
Diese direkte Reaktion zwischen Geist und Herz ist wohl einer der Gründe, warum man in vielen alten Kulturen das Herz als Sitz der Seele ansah, so auch im alten China. In der TCM (Traditionelele Chin. Medizin) ist das Herz der Kaiser der Organe. Außerdem ist der Geist „shen“ im Herz verwurzelt. Mit „shen“ sind je nach Autor und Tradition verschiedene Dinge gemeint. Zum einen ist "shen" der Geist des Menschen mit all seinen psychischen Funktionen. Shen kann aber auch „Gott“, „Götter“ oder „göttlicher Geist“ bedeuten. Teilweise wird „shen“ auch mit „Licht“, „Götterblitz“, „Erkenntnis“ oder „Seelenfunke“ übersetzt. Das Herz hat damit auch auf dem spirituellen Weg eine Bedeutung.
In späteren Jahrhunderten kam man in der TCM teilweise zu dem Schluss, dass "shen" wohl im Gehirn seinen Sitz habe; denn immerhin ist das Gehirn das Organ, in dem unsere Gedanken sich im Materiellen widerspiegeln. Doch das ist zu kurz gedacht, denn die moderne Forschung hat herausgefunden, dass das Herz als zentrales Organ einen großen Einfluss auf andere Organsysteme und auch auf unser Denken hat. Dazu zählen die Herzratenvariabilität, der Biomagnetismus und die kürzlich entdeckten Nervenzellen am Herz.
Auf all diese Dinge werde ich später noch eingehen.
In vielen Religionen und Philosophien hat das Herz eine besondere Bedeutung. In der chinesischen Philosophie ist ja der Geist "shen" im Herzen verwurzelt. Im Daoismus kennt man auch das „Fasten des Herzens“.
In einigen Texten aus dem Daoistischen Kanon wird das Herz auch im spirituellen Zusammenhang erwähnt. Im Buch Neiye – Innere Übung (300 v. Chr.) heißt es: „Das Dao hat keinen festen Ort, aber in einem edlen Herzen lässt es sich nieder“.
Im Neiguan Jing (Schrift der Innenschau, 8. Jh) steht:
„Das Dao wird vom Herzen erkannt.
Das Herz wird vom Dao erleuchtet.
Ist das Herz erleuchtet, steigt das Dao zu ihm herab.
Ist das Dao zu ihm herabgestiegen,
durchdringt das Herz alles.“
Xunxi schreibt 200 v. Chr.: „Wie kann jemand das Dao erkennen? Durch das Herz!“.

Das Herz in anderen Religionen

Im Christentum wird Meister Jesus oft mit einem flammenden Herzen dargestellt. In der Bergpredigt sagt er auch: „Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“.
Im Sufismus, der spirituellen und mystischen Seite des Islam, ist das Herz auch ein wichtiges Zentrum. „Die Sufis glauben, dass Gott in jeden Menschen einen göttlichen Funken gelegt hat, der im tiefsten Herzen verborgen ist“ (Wikipedia). Für den Sufi Al-Ghazali (1058-1111) ist ein zentraler Punkt die Arbeit am feinstofflichen Herzen, das in der Welt der Engel beheimatet ist. Es weist dem Menschen den Weg zurück ins Paradies.



Herzratenvariabilität

Auch die moderne Forschung kann Interessantes zum Thema Herz beisteuern.
In der modernen Forschung hat man herausgefunden, dass die Abstände zwischen zwei Herzschlägen nie genau gleich sind. Sie variieren in einer Größenordnung von hundertstel Sekunden. Ändert er sich nicht oder nur wenig, so ist das ein Zeichen von Krankheit. Der chinesische Arzt Wang Shu-He, der im 3. Jahrhundert lebte, erkannte bereits diesen Zusammenhang, den er in seiner Schrift „Mai Ching“ niederschrieb. Ändert er sich hingegen häufig, ist also die Herzratenvariabilität (HRV) hoch, so ist das ein Zeichen von Gesundheit und Stressresistenz. Grund ist, dass sich die Fähigkeit des Körpers, sich auf Veränderungen einzustellen, dort wiederspiegelt. Zunächst einmal hat die Herzratenvariabilität  eine starke Aussagekraft über das Stress-Level. Entscheidend dabei ist nicht, wie stark ein Mensch seinen Stress wahrnimmt, sondern wie stark sich sein Körper wirklich unter Stress fühlt. Medizinisch gut belegt ist, dass sich die Herzratenvariabilität als Prognose für Herzinfarkt, Diabetes Mellitus Typ 2 (Altersdiabetes) und Depressionen eignet. Manche gehen auch davon aus, dass eine niedrige HRV mit einem höheren Risiko einhergeht, an Krebs und an Nervenleiden zu erkranken.
Im Heart Math Institut in Kalifornien hat man eine andere Interpretation. Wenn man die Abstände zwischen zwei Herzschlägen auf einer Zeitachse abbildet, dann erhält man ein Bild, das mal ruhig und geordnet und mal chaotisch wirkt. Dabei wird ein Zusammenhang hergestellt zwischen diesen Mustern und dem Gemütszustand. Wenn der Gemütszustand positiv ist (wie z.B. Freude, Wertschätzung), dann erhielte man ein geordnetes Muster, ist er negativ (z.B. Ärger), dann erhielte man ein chaotisches Bild.

Im Bereich der anthroposophischen Medizin kommt hier eine weitere Betrachtung hinzu. Alle Organe des Menschen haben ihren speziellen Rhythmus. Ein System, das aus mehreren rhythmischen Komponenten besteht, strebt immer nach einem Zustand, in dem sich alle Komponenten nach einem gemeinsamen, übergeordneten Rhythmus richten. Da das Herz der stärkste Impulsgeber sei, würden sich alle anderen Organe eben nach dem Herzen richten.
Nach dieser Theorie hätte ein gesundes Herz tatsächlich einen starken Einfluss auf alle anderen Organe. Das deckt sich mit der TCM, in der das Herz als „Kaiser“ der Organe bezeichnet wird.

Biomagnetismus

Der Biomagnetismus des Menschen wurde ebenfalls erforscht. Die magnetische Ausstrahlung des Herzens wurde 1963 zum ersten Mal gemessen. Sie entsteht durch die Aktivität des Herzmuskels. Alle Organe und Systeme des Menschen erzeugen ein schwaches biomagnetisches Feld. Das des Herzens ist aber das stärkste Feld. Ja nach Studie ist es 100 bis 1.000 mal stärker als die des Gehirns. Mit feinen Messgeräten ist es bis zu 5 Meter Abstand noch messbar.
Das wirft übrigens auch eine philosophische Frage auf, wo nämlich die Grenze des Menschen liegt. Bisher wurde das Individuum einfach definiert als das, was in der Hauthülle ist. Die Energieausstrahlung des Herzens ist aber viel größer. Ein Magnetfeld hat in der Theorie kein Ende, es erstreckt sich bis in die Unendlichkeit. In einigen Metern Entfernung ist es zwar nicht mehr messbar, weil es in dem magnetischen Hintergrundrauschen untergeht, das aus allen Magnetfeldern, von denen wir umgeben sind, besteht. Aber es ist trotzdem noch da.
Auf alle Fälle erreicht das Herz mit seinem Feld noch das Gehirn. Wenn wir annehmen, dass ein biogenetisches Feld, das auf ein Organ einwirkt, beim „Empfänger“ Veränderung bewirkt, dann hätte das Herz deutlich mehr Einfluss auf das Gehirn als umgekehrt. Die Energie unseres Herzens hätte demnach einen prägenden Einfluss auf unser Denken, Fühlen und Wollen. Das würde sich dann decken mit der Aussage aus der TCM, dass der Geist „shen“ im Herzen verwurzelt sei. Denken, Fühlen und Wollen passiert zwar im Gehirn, aber das Herz würde die Ausrichtung vorgeben.
Nebenbei sei angemerkt, dass es noch ein weiteres interessantes Biomagnetfeld gibt, nämlich das der Hände. In einem stark abgeschirmten Raum wurde 1992 in Japan auch die Ausstrahlung der Hände gemessen Bei „Normalen“ Probanden zeigten sich hier keine Auffälligkeiten. Beim Ausüben von Qi Gong, Yoga, Meditation etc. wurde festgestellt, dass ein außergewöhnlich starkes biomagnetisches Feld von den Händen ausstrahlt. Es war etwa 1.000 Mal stärker als das Herz-Biomagnetfeld und 1.000.000 Mal stärker als die Felder des Gehirns.
In einer früheren Untersuchung in den 80ern wurde das „therapeutic touch“ biomagnetisch untersucht. Als der Therapeut in den meditativen Zustand eintrat, wurde ein großes Magnetfeld registriert, das von der Hand des Therapeuten ausging. Das Feld war so stark, dass es die Messfähigkeit des Gerätes überstieg nicht mehr quantitativ erfasst werden konnte. In 8 Wiederholungen des Versuches konnten 5 Mal starke Felder gemessen werden. Ungeübte waren nicht dazu in der Lage.

Das Herz-Gehirn

Neuere Forschungen haben ergeben, dass es am Herz ein Nervensystem gibt. Es gibt Nervenverbindungen zwischen dem Gehirn und dem Herz, wobei das Herz auf das Gehirn den größeren Einfluss hat. Die Informationen des Herzens beeinflussen die Amygdala, den Thalamus und die Großhirnrinde.
Der Thalamus gilt als „Tor zum Bewusstsein“, weil er entscheidet, welche Informationen zum Großhirn weitergeleitet werden. Die Amygdala spielt eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung. Im Großhirn entscheiden wir dann, wie wir auf eine Situation reagieren sollen.
Auch dieser Einfluss des Herzens auf das Gehirn passt zur alten chinesischen Aussage, der Geist „shen“ sei im Herzen verwurzelt.

Das Herz in der Übepraxis
Das Herz ist also weit mehr als eine mechanische Pumpe und es hat  viele interessante Funktionen. Das lässt es sinnvoll erscheinen, dem Herz und damit dem Mittleren Dantian  auch beim Qi Gong und Taijiquan mehr Gewicht einzuräumen.
Soll es aber auch zum wichtigsten Dantian werden? Soll es das Untere Dantian ersetzen?
Das kann man zwar so machen, allerdings kann es unter Umständen zu Irritationen am Herz kommen. Deshalb ist es sinnvoll, zum Abschluß sicherheitshalber das Qi ins Untere Dantian zu leiten, wo es wie gewohnt gesammelt, beruhigt und geerdet wird. Die Irritationen am Herzen können so verhindert werden.
Im bewegten Qi Gong gibt es einige bekannte Bewegungen, die das Herz stärken. Dazu zählen „Ball halten“, um die Laogong-Punkte anzusprechen und die Dehnung des Herzbeutelmeridians, indem die Hand so gehalten wird, dass ein Ball darauf liegen bleiben könnte.
Am liebsten aber setze ich das im Stillen Qi Gong um.
Die einfachste Übung ist, einfach nur den geistigen Fokus auf das Herz zu richten. Das kann man mit dem Atem koordinieren. Beim Ein- und Ausatmen strömt Qi durch das Herz ein und aus. Als Variante bietet sich an, dass man beim Einatmen das Qi ins Herz einströmen lässt und sich beim Ausatmen vorstellt, es würde sich im Herz jetzt sammeln. Diese Variante ist nicht ohne Probleme, denn sie kann zu Stauungen und damit zu Irritationen am Herz führen.

Die Wahl des "richtigen" Akupunkturpunktes
Auch für die Wahl des „richtigen“ Punktes kenne ich zwei Varianten. Gemäß der TCM bietet sich der Akupunktur-Punkt Renmai 17 an, der auf dem Brustbein in Höhe der Mamillen (Brustwarzen) liegt. Dieser Punkt wird am stärksten mit dem Mittleren Dantian assoziiert. Er entspricht auch am ehesten der anatomischen Lage des Herzens. Das Mittlere Dantian ist ein Energiefeld, das hinter diesem Punkt im Inneren des Brustkorbes liegt und nicht mit dem Akupunkturpunkt identisch ist.
Wenn das Herzzentrum gut entwickelt ist, dann ist auch eine energetische Ausstrahlung deutlich spürbar. Diese liegt aber leider nicht am Renmai 17, sondern etwas höher, ungefähr auf halber Höhe des Brustbeines. Das entspricht ungefähr dem Punkt Renmai 18. Für meinen persönlichen Übeweg habe ich mich entschlossen, nicht auf das Lehrbuch zu hören, sondern auf mein eigens Gefühl. Ich lenke mein Qi daher meist zum Punkt Renmai 18. Für manche ein Tabubruch, mir allerdings tut das sehr gut! 
Um Irritationen vorzubeugen, kann man zuerst einige Minuten wie oben beschrieben das Qi im Herz sammeln, um es danach als Abschluss zum Unteren Dantian zu leiten.
Eine andere Variante ist, dass man zuerst das Qi im Mittleren Dantian sammelt und es dann über den ganzen Körper verteilt Dabei kann man das Qi in die einzelnen Körperteile wie Beine, Bauch, Brustraum, Arme und Kopf leiten oder es einfach frei fließen lassen. Als Option kann man danach das Mittlere Dantian öffnen, indem man seinen Fokus wieder auf das Herzzentrum legt und sich vorstellt, dass dieses Energiefeld sich nun nach vorne öffnet. Hilfreich ist dabei die Vorstellung, dass man am Meer oder auf einem hohen Berg steht und auf den Horizont blickt. Eine aufgehende Sonne hinten am Horizont kann als Ankerpunkt für die Öffnung des Mittleren Dantians dienen. Bei dieser Herzöffnung ist es ratsam, das Qi anschließend zur Sammlung, Beruhigung und Erdung ins Untere Dantian zu leiten.
Meiner Erfahrung nach kann es sehr interessant sein, sich das Qi im Herz als Licht vorzustellen oder als die „Liebe Gottes“. Dadurch bekommt diese Übung eine vollkommen andere Qualität, die aber auch schnell Unruhe und Überladung führen kann.
Beim „Stehen wie ein Baum“ bietet sich folgende Vorstellungübung an: Wie verwurzeln uns über die Füße in der Erde. Die Ruhe der Erde steigt nun auf ins Untere und dann weiter ins Mittlere Dantian. Dort macht sich jeweils eine angenehme Ruhe bemerkbar. Dann verbinden wir uns über den Scheitelpunkt Bai Hui mit dem Himmel. Die Klarheit und Weite des Himmels steigt nun hinab ins Obere Dantian und weiter ins Mittlere Dantian. Dort macht sich jeweils eine angenehme Klarheit und Weite bemerkbar. An dieser Stelle kann man, wie oben beschrieben, das Herzzentrum bis zum Horizont weiten. Danach verbinden sich im Herzzentrum die Weite des Himmels mit der Ruhe der Erde. Yin und Yang vereinen sich. Wer mag, kann diese vereinte Energie dann zum Abschluss noch ins Untere Dantian leiten.

Bilder: pixabay.com und M.Raab


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